Wo soll ich nur anfangen - ich liess mir mit meinem ersten Blogeintrag nach meiner RĂŒckkehr in die Schweiz bewusst noch etwas Zeit. Ich konnte und wollte nicht, dass ich die Vergangenheitsform meiner Erlebnisse benutzen muss.
Ich kam nach einem kurzen Propellerflug in Maun an. Im Flug sass ich neben Afrikanern, die mich verwundert fragten, ob ich denn auch ein Safari-Tourist sei. Nicht ganz, gestand ich und erzĂ€hlte kurz von meinem Vorhaben. Erstaunt fragten sie mich, wie oft ich denn schon in Afrika war. Noch nie, war meine Antwort. Und wie oft ich schon ein Busch-Dasein erlebt habe. Noch nie, war meine zweite Antwort. Sie sahen mich an und ein breites LĂ€cheln liess die weissen ZĂ€hne aufblitzen. Ich lĂ€chelte etwas verlegen zurĂŒck und erhielt ein herzliches "Hakuna Matata" als Antwort. Das werde ich in Zukunft noch öfters hören.
Die Einreisekontrolle funktionierte ganz auf afrikanische Art und Weise und mit einer grossen VerspĂ€tung machte ich mich auf die Suche nach meinen Rangern... und da Stand Phil, mit einer freundlichen und ruhigen Ausstrahlung, in seiner Hand ein Papier mit meinem Namen darauf. Ich musste Schmunzeln, denn Phil war ein Ranger wie er im Buche stand. Er trug einen Ranger-Hut mit dem er seine rothaarige Rasta Haarpracht bedeckte, Hemd, helle kurze Hosen und knöchelhohe Stiefel... und er konnte Deutsch :-) Ich war perplex, denn mit einer so freundlichen und vor allem deutschsprachigen BegrĂŒssung hatte ich nicht gerechnet. In der nĂ€chsten Zeit, werde ich mein Bild von Ranger sein noch ein paar Mal revidieren mĂŒssen, doch mehr dazu spĂ€ter. Ich soll bereits zum Auto gehen, er hole die anderen im CafĂ© ab. Das Auto war nicht schwer zu erkennen, denn unser Auto war der einzige offene Safari-Jeep.

Beim Auto traf ich auf den zweiten Guide - Julien. Mit einem breiten, vermitzen Grinsen unter dem Rangerhut hervor, wurde ich von ihm begrĂŒsst. Er ist ursprĂŒnglich aus Kenya und sprach fliessend Englisch sowie Französisch. Somit konnte ich hier in fast allen Sprachen kommunizieren ;-) Zu der Truppe traffen auch die anderen dazu: Kandu, Olly, Emmanuel, Timmy und zu guter letzte Tanya. Schnell wurde mir klar, dass hier jeder schon entweder auf Safari schon mal war, als Guide gearbeitet hat, im Busch lebte oder im MilitĂ€r professioneller Spurenleser war und ich, ja ich, naja :-) Auf der zweieinhalbstĂŒndigen Hinfahrt ins Kwapa Camp, sahen wir schon etliche Tiere, die fast alle bereits erkannten oder einordnen konnten - ausser Tanya und ich. Nach ca. 1 Stunde fahrt, sass eine alte Frau alleine unter einem Baum und ruhte sich im Schatten aus. Olly drehte sich rasch um und winkte der Frau energisch zu. Wer das war, wollte ich wissen. Völlig locker und als wĂ€re das Alltag sagt er: "Meine Grossmutter." Wir lachten alle und die Stimmung wurde noch besser. Ich fĂŒhlte mich von Anfang an in der Gruppe wohl und so verflog die Zeit. Wir kamen kurz vor dem Abend im Camp an - meinem neuen Zuhause - Kwapa. Das Camp bestand aus rund 8 Zelten und einem grossen Hauptzelt. Es gab eine Feuerstelle, ein öffentliches "WC" (Planen formten einen geschlossenen Raum mit einem Loch) und zwei WasserhĂ€hnen. Das Wasser kam aus einer Quelle und sei sehr gesund, auch wenn es gelb, brĂ€unlich war. Ich traute dem ganzen noch nicht so richtig, aber trinken musste ich ja was. Das Camp lag wunderschön am Fluss des Okavango-Deltas. Mir wurde Zeltnummer 7 zugeteilt. Mein Zelt war genĂŒgend hoch, damit ich darin stehen konnte, es hatte ein Feldbett, einen kleinen Tisch und ein Waschbecken vor dem Eingang. Zudem hatten wir hinter dem Zelt auch wieder die Abdeckplanen, damit wir geschĂŒtzt unser "Loch" benutzen konnten. Mein Ausblick war durch etwas GebĂŒsch direkt auf das Delta, in dem sich viele Hippos tummelten. Ich habe es vom ersten Moment geliebt :-).



Das Abendessen nahmen wir auf einer winzigen Halbinsel ein. Der Himmel zeigte all seine Sternenpracht und wir genossen mit den Stirnlampen und dem wenigen Licht ein herrliches Essen. Das Essen wurde von Kennedy und Terence ĂŒber dem offenen Feuer zubereitet, da Kwapa ĂŒber keinen Strom verfĂŒgt. Ich war verzaubert, um uns hörte ich die Grillen und alle die anderen GerĂ€usche, die ich noch nicht identifizieren konnte. Nach dem Essen wurde das Zelt eins und zwei in die Duty-Gruppe fĂŒr den nĂ€chsten Tag eingeteilt. Ich dachte mir noch so, ach sie können uns ja wohl nicht einfach in das kalte Wasser werfen. Doch als ich hörte, was die Aufgaben waren, merkte ich schnell, es galt auch fĂŒr mich umzudenken. Auch ich zĂ€hlte als "Rangering" in spe ab diesem Zeitpunkt. So hörte ich mit einem flauen GefĂŒhl den Aufgaben zu: Um 5 Uhr alle wecken, warmes Wasser an jedes Zelt tragen und die Waschbecken fĂŒllen, dann das Auto kontrollieren und bereitstellen, das FrĂŒhstĂŒck um 05.30 Uhr, Tee und Snacks fĂŒr die Morgenpause bereitstellen und sich ĂŒberlegen, welche Strecke gefahren wird. Zudem wird jeweils am Abend ein kurzes Briefing fĂŒr den nĂ€chsten Tag abgehalten. Um 06.00 Uhr starten wir mit dem Game-Drive - davor sollte nochmals ein kurzes Briefing inkl. Sicherheitshinweise erfolgen. Morgens war einer der Fahrer und einer der Tracker auf dem Sitz vorne auf dem Auto und am Nachmittag werden die Aufgaben und der Hauptlead getauscht. Sie betonten mehrfach, dass wir nicht alles am Anfang wissen mĂŒssen, wir seien hier in einer Ausbildung, dennoch war ich mir ĂŒber meine FĂ€higkeiten noch nicht sooo sicher.
Ich ging in mein Zelt, wusch mich kurz und putze mir im dunkeln die ZĂ€hne. Als ich in meinem Feldbett lag, musste ich lachen. Wo bin ich hier, was habe ich mir hierbei gedacht? Es war mehr als surreal. Um mich erwachte die afrikanisch Nacht mit all ihren Tieren und GerĂ€uschen. Ich fiel nach kurzer Zeit in einen tiefen Schlaf, erwachte aber zwischendurch, wenn ein Tier an meinem Zelt vorbeiging und mich in Kwapa begrĂŒsste. Ich hatte "einmal Rangerin sein" bestellt und auch zugestellt bekommen. So nahm ich, einmal mehr ĂŒber mich schmunzelnd, das Geschenk an.
Auf einen unglaublichen ersten Tag im Busch und es werden noch so manche folgen...
