Ich sitze am Flughafen Zürich und blättere durch meine «Schulbücher» wie Tracking, Tiere und dieses Mal vor allem Ballistik. Hmmm ehrlich gesagt, weiss ich nicht, wie ich das lernen soll, die Flugbahn einer Munition, wie eine Patrone gefüllt ist, oder welches Kaliber ich für welche Waffe und welches Tier zu verwenden habe. Ich schmunzle und denke mir – Zukunfts-Isa-Problem. Ja, diese Einstellung kommt einem nie zugute im Leben, doch dazu später mehr. Im Flugzeug sitze ich neben einem Mann, welcher mich ständig in ein Gespräch verwickeln will und ich habe so richtig keine Lust, meine Lebensgeschichte mit ihm zu teilen. Ich habe Hunger und will schlafen – schlechte Kombination bei einer Frau. Ich führe dann aber dennoch ein Gespräch mit ihm und erfahre, dass er doch 15 Jahr in Botswana gelebt hat. Hallo Zufälle ;-) Nach dem Essen schlief ich dann wieder gekonnt durch, bis mich der Frühstücksduft aus meiner Traumwelt holt.
In Maun angekommen, verbringe ich die erste Stunde wieder wartend in einer Schlange vor den beiden kleinen Kabinchen, zur «Einreise». Als ich an der Reihe bin, fängt der Zollbeamte an, mich über meine Tätigkeit in Botswana und über die Schweiz auszufragen. Die Schlange wird nicht kürzer, dafür aber sein Interesse an der Schweiz grösser. So beginnt er doch «Schweiz» zu Googlen und fragt mich über die Wikipedia-Inhalte aus. Wie das mit den Sprachen funktioniert, ah ja wir seien ja nicht in der EU und oh der Franken, das sei aber eine schöne Währung. Ich nicke, lächle, werde rot und schaue immer wieder entschuldigend nach hinten zu den wartenden Menschen. Irgendwann habe auch ich meinen Stempel im Pass und verlasse etwas nervös das Gebäude. Ich bleibe stehen, sauge die Eindrücke um mich herum ein und atme die warme Luft – ich lächle.
Beim Treffpunkt warten noch andere Studenten und am Ende sind wir alle um den Jeep versammelt: 3 Locals und 3 Westler. Die rund 2 stündige Fahrt ins Camp beginnt und ich erkenne viele Sachen wieder und in der Truppe haben wir bereits angeregte Gespräche, ich fühle mich gleich wohl. Dann erreichen wir den Eingang zu der Consession und kommen endlich in die Wildnis. Botswana ist um diese Jahrzeit unendlich grün, alles ist in der vollen Blüte und ich traue meinen Augen fast nicht. Wir fahren durch Abschnitte voller Salbei-Büsche und da ist es, das wohlige Gefühl, welches mich von Innen erfüllt. Ich merke, wie ich plötzlich aufrecht dasitze, möglichst viel von dem Duft einzuatmen versuche und bemerke, dass dies der Duft von Freiheit, Wildnis, Leichtigkeit und Kwapa ist. Ich erkenne gewisse Flecken wieder, kann sie auch beim Namen nennen und erreiche unser Camp Kwapa mit einem kribblenden Gefühl. Im Camp begrüsst uns Tanya, die zweite Frau in der Truppe. Sie ist eine Busch-Frau durch und durch und wird mir in den nächsten Wochen mit ihren Ratschlägen zur Seite stehen. Ich beziehe mein Zelt und sitze schon bald wieder im Sand um das Lagerfeuer. Doch vorher habe ich das Camp begutachtet, mich über die eine oder andere Veränderung gewundert und viel fast Rücklinks, als ich vor dem «Fluss» stand. Letztes Jahr, war das Flussbeet gefüllt mit Wasser und jetzt stehe ich vor einer trockenen Ebene. Das Land ist grün, doch das Wasser ist weit und breit nicht zu sehen. Das Okavango Delta ist trocken, die Flut sollte in den nächsten Monaten eintreffen. So vermisse ich doch etwas das «Lachen» der Hippos, als ich am Abend im Zelt liege und den ersten Tag an revue passieren lasse.
Das zweite Kapitel meiner Afrika-Reise ist aufgeschlagen, die leeren Seiten werden sich mit neuen, unvorhergesehenen Ereignissen füllen… doch bevor ich weiter darüber nachdenke, zirpen, quaken und heulen mich die Tiere im Busch in den Schlaf.