Diese Frage wird mir in letzter Zeit öfters gestellt. Manchmal auch in der Form: «Haben Gäste, welche auf Safari mitkommen keine Bedenken oder Angst vor den Tieren?» Ich muss zugeben, vor meiner ersten Reise in den afrikanischen Busch hatte ich auch Angst. Besonders, die Ungewissheit, was mich erwartet, da ich vorher noch nie in Afrika war, löste diese Angst aus. Ich hatte eine ganze Woche vor Abreise jeden Abend Panik bekommen. Ich war davon überzeugt gewesen, mich wird ein Skorpion stechen und ich sterbe dann. Ich sterbe nicht, weil mich ein grosses Tier anfällt, nein, mich nimmt es, weil mich ein kleines, heimtückisches Tier vergiften wird. Wie im Leben, sind es manchmal die kleinen Dinge, welche länger an uns nagen als die grossen. Ich habe somit Tage und vor allem Nächte damit verbracht, mich zu sorgen. Oh mein Gott, was mache ich nur, wenn so etwas passiert. Was erzähle ich dann auch zu Hause, wie peinlich, mich hat ein kleines Tier besiegt. Also eigentlich kann ich das ja dann gar nicht mehr erzählen. Aber meine Sorge, ja, sie ging über den Tod hinaus… Meine Ängste, meine Blockaden, meine Gedanken haben mich dominiert, meine wertvolle Zeit gestohlen, sind in mein Leben geschlichen, auf leisen Sohlen und haben so viel Platz eingenommen. Dass die Vorfreude wehrlos dastand und rückwärts aus meinem Leben gedrängt wurde. Und dann bin ich im Busch angekommen und habe mich so Zuhause, befreit und einfach verbunden gefühlt. All die Sorgen für nichts, all die Zeit vergeudet und all die grauen Haare, welche mir noch als Erinnerung blieben, dass ich am Ende erkennen durfte, das dies mein neues, befreiendes Leben ist. Eines der besten Dinge, welche mir in meinem Leben passieren durften. Dieses Ereignis hat mir einmal mehr aufgezeigt, dass mein Hirn, nicht immer zu meinen Gunsten arbeitet. «Glauben Sie nicht alles, was Sie denken», schmunzelnd erinnerte ich mich an dieses Buch und schrieb mir diesen Satz in mein «Aha-Büchlein» auf, dass ich in Zukunft in schwierigen Zeiten meinem Hirn sagen kann, was es zu denken hat…😊
Interessant ist auch die Fragestellung – keine Angst, dies sollte unser Hirn als positiv hören, KEINE Angst. Doch oftmals fällt der Fokus auf Angst und nicht, dass wir keine haben. Wie Wortwahl doch unser Denken beeinflusst. Und so ist es auch mit dem Wissen. Je mehr wir wissen, umso grösser ist die Möglichkeit, dass sich unsere Denkmuster ändern. Im Busch habe ich dann so viel über die Natur und die Tiere gelernt, dass ich die Angst ablegen durfte und reine Faszination mein Leben erfüllte. Wissen ist tatsächlich Macht. Sobald ich verstand, dass eine gewisse Spinnenart nicht «wandert», sondern bei ihrem Nest bleibt und nur angreift, wenn sie ihre Eier beschützen muss, habe ich die Angst verloren und den Respekt gewonnen. So konnte ich im Zelt in Einklang mit der Spinne leben und musste nicht mehr ständig das Licht einschalten, um sicher zu gehen, dass sie auch wirklich an ihrem Platz bleibt. Ich lernte zu vertrauen, auch einem Tier. Die Tiere «spazieren» auch nicht den ganzen Tag im Busch umher und bringen sich ständig gegenseitig um. Diese Angst vor der Wildnis ist sicherlich teils aus dem Urinstinkt Überlebenssinn und Schutz und andererseits anerzogen, da wir mittlerweile so fern von der Natur sind und über wenig Wissen über sie verfügen. Das soll kein Vorwurf sein, sondern sehen wir es viel mehr als Chance. Eine riesen Chance diese neue Welt wiederzuentdecken.
Meine grösste Angst ist eigentlich viel mehr stehenzubleiben. In der Natur verändert sich ständig etwas, seien es die Jahreszeiten, die Wanderungen der Tiere oder neue Arten, welche wir entdecken. Ich habe das Gefühl nie ausgelernt zu haben. Ich darf an einem Ort stehenbleiben und dennoch weiterkommen. Ich habe keine Angst vor dem Sterben und auch keine Angst vor dem Leben. Ich darf im Jetzt sein, dennoch den Blick in die Zukunft gerichtet und mich über so vieles wundern. Ich denke vor allem, dass ich fast keine Angst mehr im Leben verspüre, da ich ein Urvertrauen entwickeln durfte. Das Urvertrauen in mich, das Gute und in das Leben in seiner ursprünglichen Art. Es gelingt mir nicht immer, aber immer öfters 😊
Nun darf ich die Frage an dich richten: Hast du KEINE Angst?
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