Ich und Hochdeutsch sprechen ist so eine Sache. Bei mir wird es schon fast zu Hauchdeutsch. Ihr glaubt mir nicht? Nun gut, hier ein paar Beispiele.
Ich durfte letztes Jahr auch einige Gäste aus Deutschland den afrikanischen Busch zeigen. Jedoch hatte dies zur Folge, dass ich mein Guiding Wissen vom erlernten Englisch ins Schweizerdeutsche und dann im Kopf zusätzlich auf Hochdeutsch übersetzen musste. Ihr seht schon die Problematik... Zudem höre ich mich selber nicht so gerne in meinem Bauernschweizerdeutsch die poetische Sprache zu artikulieren.
Diese Erkenntnis hatte ich schon während der Guide-Ausbildung, als ich einmal mein Zelt mit meiner deutschen Kollegin teilen durfte und ich ihr vom Zeltinnern nach draussen zu rufen wollte, dass der «Chübel unter dem Brünelli stehe». Sie schaute mich verwirrt an und fragte mich, welche Sprache ich denn gerade mit ihr gesprochen habe? Ich raufte mich zusammen, ging in meinem Kopf durch mögliche Synomyme, verwarf «Lavabo» als Alternative und wiederholte dann: «Der Abfalleimer befindet sich unter dem Waschbecken.» Ich bin manchmal einfach zu faul, mein Hirnteil auf «Hochdeutsch» einzuschalten. Ich habe mehr Mühe korrektes Hochdeutsch zu sprechen als Englisch. Ich denke dies ist so, weil mir die deutsche Sprache zu nahe am Schweizerdeutsch ist. So merke ich dann auch, dass wir das Auto nicht parkieren, um die Löwen zu beobachten. Sondern wir parken das Auto... und natürlich nicht auf dem Trottoir sondern auf dem Gehsteig 😊 Auch fahren wir nicht Velo, sondern Fahrrad... oder wir gehen ins Krankenhaus und nicht in den Spital... genauso wechseln wir den Reifen und natürlich nicht den Pneu 😊
So habe ich manchmal mit meiner Aussprache ein Lächeln in das Gesicht meiner deutschen Gäste gezaubert. Manchmal schaffte ich aber auch Verwirrung, wenn ich meinte, dass wir uns dann später zum Nachtessen treffen. Die Rückfrage war dann, um welche Zeit dies sei – Mitternacht? Den Vogel habe ich aber wirklich mit dem folgenden Satz abgeschossen. Ich wollte auf eine Eule auf der linken Seite aufmerksam machen und wusste auf Schweizerdeutsch sagen wir «Üle», wusste, dass Ü ist nicht korrekt als Anfangsbuchstaben. So machte mein Hirn kurzerhand ein Ö daraus. Und so hiess es dann: «Habt ihr die Öle auf der linken Seite gesehen?» Nach diesem Satz gab es kein Halten mehr im Auto. Bis heute erhalte ich noch Öle-Fotos von meinen ehemaligen Gästen zu geschickt.
Auf meinem letzten Trip mit Deutschen wurde dann das Geheimnis gelüftet, warum Schweizer-Hochdetusch so witzig klingt. Wir Schweizer betonen oftmals die erste Silbe in einem Wort, wobei der Deutsche die Wörter mehrheitlich nicht so betont. Als meine deutschen Gäste dann jedoch «Müesli» sagen wollten - also die Frühstücksflocken - klang es so, als sagten sie die schweizer Version «Müsli», was die Vernietlichung von einer Maus bedeutet. Somit hatte auch ich einmal meinem Schmunzelmoment.
Als ich ihnen die Packliste für die Übernachtung unter freiem Sternenhimmel auflisten wollte, stiess ich erneut an meine Grenzen. Ich suchte nach dem deutschen Wort für «Necessaire». Ich musste laut lachen, als sie mir erklärten, dass dies ein Kulturbeutel sei. Ich dachte mir, was das für ein super hochgestochenes deutsches Wort sei. Wir googelten dann die Herkunft: «Das Wort Kultur leitet sich ab vom lateinischen cultura, was unter anderem „Pflege“ bedeutet. Beutel kommt vom althochdeutschen būtil: etwas, das in einem Tuch zusammengebunden war.» (Quelle: www.dw.com)
Am Ende jedes Trips habe ich meine deutschen Gäste soweit kultiviert, dass sie mir jeweils ihren Abfall im Auto in die Hand drückten und etwas holprig sagen konnten: «Danke dir, das ist für in den Chübel.»
So geht das... 😊
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